a) Anpassung der Tarifstruktur
Seit der Eröffnung des erweiterten Lebensraum Gartenhof im Jahr 2021 schlugen teils erhebliche Defizite zu Buche. Der Beirat samt der operativen Betriebsleitung waren im Auftrag des Gemeinderates gefordert, die Strukturen und Betriebsabläufe stetig zu hinterfragen und wo möglich zu verbessern. Dies mit dem Ziel, das strukturelle Betriebsdefizit zu reduzieren und mittel- bis langfristig ganz zu eliminieren.
Bereits Anfang dieses Jahres hat der Beirat externe Fachspezialisten beauftragt zu klären, wo die Ursachen für die Defizite liegen, die Betriebszahlen anhand vergleichbarer Institutionen zu vergleichen und Lösungsansätze aufzuzeigen, wie das Defizit nachhaltig reduziert werden kann. Die detaillieren Analysen haben zusammengefasst folgendes ergeben:
- Die Personal- und Sachaufwände liegen im branchenüblichen Rahmen.
- Im Haus Lärche werden mit «betreutem Wohnen» bedeutend tiefere Pensionserträge erzielt als im neuen Haus Ulme mit Pflege- und Demenzabteilungen.
- Die zahlreichen Bewohnenden ohne oder mit geringem Pflegebedarf im Haus Lärche führen zu einer ungenügenden Kostendeckung der teuren Infrastruktur und somit zu entsprechenden Verlusten.
- Das Haus Lärche trägt den grösseren Anteil am negativen Ergebnis im Vergleich mit dem Haus Ulme.
- Der Betrieb von zwei separaten Gebäuden ist logistisch und kostenmässig eine Herausforderung.
- Der leicht überdurchschnittliche Personalaufwand ist nicht primär auf zu hohe Personalkosten oder Ineffizienz, sondern auf die zu tiefen Erträge im Haus Lärche (bedingt durch geringe Pflegebedürftigkeit) zurückzuführen.
Der Gemeinderat hat sich kürzlich intensiv mit Vorschlägen des Beirats zur Optimierung des Betriebsergebnisses im Lebensraum Gartenhof befasst. Der Rat hat nun eine neue Taxordnung für das Haus Lärche erlassen, wonach ab sofort bei Neueintritten auch Pensionstarife zur Anwendung kommen und mit den Bewohnenden analog dem Haus Ulme Pensions- und Betreuungsverträge abgeschlossen werden. Diese Massnahme wäre vor dem 1. Januar 2025 nicht möglich gewesen, da für sämtliche Wohnungen des Hauses Lärche bis Ende 2024 noch WEG-Gelder (Wohneigentumsförderung des Bund) flossen, welche die Mietpreise limitierten. Aufgrund der nun wegfallenden WEG-Finanzierung ist es neu zulässig, auch im Haus Lärche Pflegezimmer mit den ordentlichen Pflegetarifen (analog Ulme) abzurechnen. Dieser System- bzw. Tarifwechsel führt zu Mehrerträgen, welche die Betriebsrechnung zukünftig nachhaltig entlasten und das Defizit reduzieren.
Für die bestehenden Mieterinnen und Mieter im Haus Lärche gilt im Grundsatz der «Besitzstand», d.h. die bestehenden Verträge gelten weiterhin. Allerdings möchte der Gemeinderat bei Bewohnenden mit einer erhöhten Pflegebedürftigkeit (BESA 4) den Mietvertrag durch einen Pensions- und Betreuungsvertrag ersetzen, um dem tatsächlichen Pflegeverhältnis Rechnung zu tragen. So kann sichergestellt werden, dass für Bewohnende beider Häuser (Lärche wie Ulme) die gleichen Konditionen gelten. Die Geschäftsleitung des Lebensraums Gartenhof wurde beauftragt, die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner aufzuklären.
Beirat wie Gemeinderat gehen längerfristig davon aus, dass der Bedarf an Pflege- und Demenzplätzen eher steigen wird und sich dadurch die Kapazitäten für «betreutes Wohnen» reduzieren dürften. Die beschlossene «Konzeptänderung» orientiert sich somit auch an der Bedarfsentwicklung.
b) Prüfaufträge der Bürgerversammlung
Die letzte Bürgerversammlung erteilte dem Gemeinderat verschiedene Aufträge, die allesamt mit den negativen Betriebsergebnissen der vergangenen Jahre zusammenhängen. Insbesondere sollte der Gemeinderat Vergleiche mit ähnlichen Institutionen präsentieren und die Kosten der Demenzabteilung separat ausweisen und mit anderen Einrichtungen vergleichen. Schliesslich wurde der Rat beauftragt, ein Konzept zur Senkung der Betriebskosten zu erstellen. Zu diesen Prüfaufträgen nimmt der Rat wie folgt Stellung:
1. Vergleiche mit anderen Pflegeeinrichtungen
Die Kosten und Erträge wurden durch ein beauftragtes Unternehmen mit Spezialwissen in der Pflegeheim-Branche verglichen. Allerdings ist die Vergleichbarkeit mit wesentlichen Schwierigkeiten behaftet, dies aus folgenden Gründen:
- es bestehen kantonale Unterschiede;
- die Institutionen sind verschieden gross, haben unterschiedliche Angebote und auch unterschiedliche Finanzierungen;
- teilweise beinhalten die Zahlen «betreutes Wohnen» (wie in Steinach), teilweise nicht;
- ältere Betriebe haben teilweise tiefe Abschreibungen und geringe Kapitalzinsen zu tragen, im Lebensraum Gartenhof hingegen bestehen wegen des Neubaus Ulme und dem aktuellen Zinsumfeld besonders hohe Lasten (2023 knapp CHF 700’000);
Zusammenfassend kann aufgrund der Analysen festgehalten werden, dass die Sach- und Personalaufwendungen im branchenüblichen Rahmen liegen und das Hauptproblem des Lebensraum Gartenhof in den zu tiefen Pensionserträgen des Haus Lärche (betreutes Wohnen) erkannt wurde. Aufgrund der erst kurzen Betriebszeit des neuen Haus Ulme sind die BESA-Einstufungen der Bewohnenden (noch) unterdurchschnittlich, weshalb wiederum eher tiefe Erträge aus den Pflegetarifen resultieren. Dieser Umstand dürfte sich im Verlauf der Zeit aus finanzieller Sicht sukzessive verbessern.
2. Getrennte Kostenausweisung der Pflegeabteilungen, insbesondere der Demenzstation
Gemäss Einschätzungen des Beirates wie auch von Fachpersonen wird von einer Spartenrechnung für die Demenzabteilung wie auch für die Pflegeabteilung abgeraten, da sie weder notwendig noch zielführend wäre. Der Gemeinderat möchte deshalb aus folgenden Gründen darauf verzichten:
- Demenzabteilungen sind nicht grundsätzlich «teurer» als Pflegeabteilungen, da der erhöhte Pflegeaufwand durch höhere BESA-Einstufungen weiterverrechnet werden kann. Tendenziell ist dieser Mehrertrag sogar leicht höher als die entstehenden
- Mehrkosten. Dies ist auch im Lebensraum Gartenhof so und wird von externer Fachstelle explizit auch so bestätigt. Der Gemeinderat sieht die Demenzabteilung nicht primär für die Betriebsdefizite verantwortlich.
- Es bedarf beider Abteilungen, Pflege wie Demenz, weshalb es falsch wäre, die eine oder andere in Frage zu stellen. Beide Abteilungen müssen allerdings so effizient wie möglich betrieben und auch gut ausgelastet sein.
- Es wird viel Abteilungs-übergreifend gearbeitet, was eine detaillierte Erfassung der Kosten praktisch verunmöglicht. Eine aussagekräftige Spartenrechnung wäre kompliziert und mit viel zusätzlichem Zeit- und Personalaufwand verbunden.
- Auch andere Institutionen verzichten weitgehend auf Spartenrechnungen, was einen Vergleich der Kosten «Demenzabteilung» faktisch verunmöglicht.
3. Konzept zur Senkung der Betriebskosten
Wie im 1. Teil «Anpassung Tarifstruktur» beschrieben, hat der Beirat bereits frühzeitig verschiedene Schritte zur Kostenoptimierung und auch zur Verbesserung der Ertragslage unternommen. Durch den Wegfall der WEG-Finanzierung Ende 2024 bietet sich die Gelegenheit, insbesondere im Haus Lärche die Erträge für Pflegedienstleistungen entscheidend zu erhöhen. Der Gemeinderat ist überzeugt, dass mit der Anpassung der Tarifstruktur die nachhaltige Reduktion der Betriebsdefizite sukzessive erreicht werden kann. Die konkreten Auswirkungen auf die Jahresrechnung 2025 werden im Rahmen des Budgetprozesses sorgfältig ermittelt und der Bürgerschaft im Rahmen der nächsten Bürgerversammlung detailliert erläutert.
Der Gemeinde- wie auch der Beirat sind davon überzeugt, das Betriebsergebnis mit den getroffenen Entscheiden und Massnahmen in den nächsten Jahren nachhaltig und dauerhaft zu verbessern und so mittelfristig ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Die Räte danken den Bewohnenden wie auch der Steinacher Bevölkerung für ihr Verständnis im Zusammenhang mit den getroffenen Entscheiden.